von Steffi Pyanoe
„Die Präsidentinnen“ des Österreichers Werner Schwab hat heute Abend Premiere auf dem Theaterschiff
Fäkaliendrama, provokanter Trash oder doch nur
Comedy – das Stück „Die Präsidentinnen“ des österreichischen Dramatikers
Werner Schwab wird gern als all das bezeichnet. Jetzt wird das Stück am
Theaterschiff neu inszeniert. Regie führt die Schauspielerin Christiane
Ziehl. Sie ist derzeit selbst im Stück „Nacktbadestrand“ zu sehen und
spielt dort eine Frau, die im Alter ihre Lust und Sexualität entdeckt –
und auszuleben beschließt.
Auch ist „Die Präsidentinnen“ ein Stück, in dem es um allzu
Menschliches geht. Drei Putzfrauen, genau genommen Klofrauen, sitzen
beieinander in der Wohnung derjenigen, die sich gerade einen
Farbfernseher gekauft hat. Und während dort ein katholischer
Gottesdienst läuft, bricht es aus den Dreien hervor, das wahre Leben und
das verpasste, Sehnsüchte, Anklagen, Verzweiflung. In einer Sprache,
die die ganze Bandbreite ihres Lebens wiederspiegelt, als Toilettenfrau,
dicht dran an den ursprünglichsten Bedürfnissen aller in dieser Welt.
Sie selbst mittendrin und doch ganz unten – die Rente reicht hinten und
vorn nicht, von den Kindern fühlen sie sich verlassen, von der Liebe
auch. „Es ist ein ganz böses Stück, ganz ernst und doch humorvoll. In
seiner Wirkung sehr komisch. Dadurch berührt es uns“, sagt Ziehl. „Die
drei Frauen kämpfen untereinander und treten dabei auch mal nach unten –
wie es eben so ist, wenn man verzweifelt ist“, sagt Ziehl. „Sie
streiten, sie werden dabei handgreiflich, sie versöhnen sich wieder und
träumen zusammen.“ Dabei fühlen sie sich als starke Frauen, sehen sich
in einer gewissen Machtposition – schließlich muss jeder mal an ihnen
vorbei. „Präsidieren meint ihm Österreichischen vorsitzen“, sagt Ziehl.
Sie sind also die „Präsidentinnen“, reden über Politik und Religion.
Über Sex und Dreck. Und greifen dabei auch mal beherzt in eine
verstopfte Kloschüssel.
Dass es wieder ein österreichisches Stück ist – wie auch
„Nacktbadestrand“ nach Elfriede Vavriks Buch, in dem Frauen aus ihrer
bigotten Verknechtung heraus Befreiung suchen, sei Zufall. Natürlich
spiele der Katholizismus eine Rolle. Unter dem auch der Autor und
Schriftsteller Werner Schwab litt, bevor er 1994 mit 35 Jahren und 4,1
Promille starb. Seine Biografie liest sich wie ein ganz eigenes
österreichisches Drama.
Christiane Ziehl inszeniert „Die Präsidentinnen“ am Theaterschiff mit
drei Männern. Mathias Iffert, Rüdiger Braun und Stefan Reschke sind
„Grete, Erna und Mariedl“. Extra klamaukig sollte das durch den
Gendertausch nicht werden. „Es sind einfach drei Männer, die ein Kleid
anhaben“, sagt Ziehl. Sie werden nicht übermäßig geschminkt und nur
einer trägt eine Perücke, die später wegfliegt. „Dass da Männer spielen,
vergisst man irgendwann.“
„Die Präsidentinnen“, Premiere heute um 19.30 Uhr, nächste Vorstellung morgen, 9. Juli, Theaterschiff, Schiffbauergasse 9b
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