von Lothar Krone
Mathias Iffert hat die Kriminalgroteske „Revanche“ auf einer Planch im Theaterschiff in Szene gesetzt
Auch der dritten Vorstellung von
Anthony Shaffers Erfolgsstück „Revanche“ am Freitagabend auf dem
Theaterschiff blieb der Erfolg nicht versagt. Kein Wunder, denn das
durch seine Verfilmung unter dem Titel „Mord mit kleinen Fehlern“
weltweit bekannt gewordene Thriller des Briten macht dem Genre schon
wegen seiner typisch britischen Verschrobenheit alle Ehre.
Der Reiz dieser Inszenierung im in der Alten
Fahrt liegenden Lastkahn war diesmal schon zu erahnen, als sich das
Publikum im matten Laternenlicht, an den freigelegten Fundamenten des
Palasts Barberini vorbei, durch die neblige Novembernacht gruselte.
Diese Perfektion setzte sich im Bauch des Schiffes fort, wo nicht nur
Oliven zum Bier gereicht wurden, sondern der Zuschauerraum zu einer
Fechtbahn umgebaut worden war. Auf dieser Planche aber lag bäuchlings,
vor einem Schachspiel nachsinnend, Rüdiger Braun, welcher den
Kriminalschriftsteller Andrew Wyke verkörperte, der sich ein kleines
Vermögen zusammen geschrieben hat. Regisseur Matthias Iffert lässt den
hochnäsigen Autor und seinen Kontrahenten, den von Bob Schäfer
gespielten erfolglosen Reiseveranstalter Milo Tindle, auf dieser die
gegenüberliegende Spielorte verbindenden Planche ihren teuflischen
Egotrip austragen. Die auf beiden Längstseiten sitzenden Zuschauer
werden so zu unmittelbaren Zeugen des Geschehens.
Dreh- und Angelpunkt der einem unvorhersehbaren
Ende entgegen rasenden Handlung ist Marguerite, die Gattin des Autors,
welche seit geraumer Zeit mit dem chronisch klammen aber agilen Sonnyboy
Tindle Sexualsport betreibt.
Der von Braun überzeugend als ein kurz vor der
finalen Psychose stehender Sonderling interpretierte
Kriminalschriftsteller lädt den Nebenbuhler überraschend auf sein
Anwesen ein, um ihm einen verwegenen Plan zu offenbaren. Sonnyboy möge
als Clown verkleidet die Familienjuwelen aus dem Tresor sprengen und
anschließend mit der exzentrischen Marguerite samt Schmuck das Weite
suchen. Er selbst habe eine aus Karelien stammende Gespielin und könne,
wenn er von der lästigen Gattin befreit sei, wegen der üppigen
Versicherung des Schmucks, paradiesischen Zeiten entgegensehen.
Natürlich schwante dem Zuschauer, dass es da
einen Haken geben müsse. Nur wie fies die diversen von beiden gestellten
Fallen dann sein würden, können sich selbst die gewieftesten Krimifans
nicht mal im Fieberwahn zusammenreimen. Hinzu kam ein wunderbar
gespielter britischer Humor, als Schäfer plötzlich wie die optische
Reinkarnation des schnauzbärtigen Inspektors Clouseau erschien und sich
scharfzüngige Wortduelle mit dem mordverdächtigten Autor lieferte. Am Ende überschlugen sich die hirnrissigsten
Ereignisse bis ein triumphierend gerufenes: „Spiel, Satz und Sieg“ das
Duell beendete und dem Beifall Platz machte. |